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Mestia – Lentechi

Eine Etappe die es in sich hat

Vor uns lag sie also, die Strecke die wir später als die schwierigste Etappe unserer Tour bezeichnen werden. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir es aber nicht, nur Sergej, unser Georgien-Experte hatte eine Ahnung davon, aber er sagte nichts, wahrscheinlich auch einfach um uns nicht zu erschrecken – nach dem Motto „wenn sie wissen was denen bevorsteht, kommen sie nicht mit“. So ganz falsch wäre die Vermutung gar nicht gewesen, auf dem Weg habe ich oft gedacht was wir da machen … umkehren war aber nie eine Option.

Ein Mitternachtssnack mit KöPi.

Den georgischen Abend haben wir im Hotelzimmer stilsicher mit deutschem Bier und russischem Schmalzfleisch aus der Dose (тушёнка) ausklingen lassen. Relativ spät waren wir also am nächsten morgen auf den Beinen und machten uns nichtsahnend für die Etappe bereit.
Nach einem spartanischen Frühstück mit georgischem Brot, dem sog. Tonis puri, das wir beim hiesigen Bäcker geholt haben, etwas Butter und schwarzem Tee vom Kiosk fühlten wir uns für den Tag gewappnet.

Mit gereinigten – bei Gregorij ist leider das Glas mit eingelegten Walnüssen, ein Geschenk der Familie aus Batumi, ausgelaufen – und gepackten Koffern ging es zunächst über asphaltierte Strassen recht zügig voran. Nach dem obligatorischen Stopp für ein Gruppendronie offenbarte sich recht bald die Strasse, die uns den ganzen Tag beschäftigen sollte.

Wir sind also im Schlamm angekommen. Durch die vielen Regen die Tage davor ist die Strasse stellenweise eine Rutschpartie. Das Profil unserer für die asphaltierte Strasse gedachten Reifen ist schnell voll und wir eiern abenteuerlich durch die von Autos vorgegebenen Strassen-Furchen so dahin. Dem Fluss Enguri folgend kommen wir, abgesehen von ein paar kleinen Stürzen, die alle glimpfig ausgehen, recht schnell in Uschguli an. Dort bietet sich uns die bereits aus Mestia bekannte aber nicht weniger beeindruckende Kulisse aus Bergen und den typischen Steintürmen.
In Uschguli leben etwa 200 Menschen auf einer Meereshöhe von etwa 2150 Meter was das Bergdorf zu einem der am höchsten gelegenen, durchgehend bewohnten Ort in Europa macht. Das Dorf ist mit seinen Wehrtürmen weltberühmt und ist ein Magnet für Touristen aus jedem Winkel der Erde – die typischen aus Asien treffen wir hier natürlich auch 🙂

47 km haben wir geschafft, vor uns liegen noch etwa 70, wenn wir gut vorankommen sollten wir von Einbruch der Dunkelheit in Lentechi ankommen. Nach dem kurzen Stopp für ein paar Drohnenflüge und Selfies machen wir uns schnell auf den Weg. Nachdem wir Uschguli hinter uns gelassen haben sieht der kommende Straßenabschnitt recht vielversprechend aus. Es ist trocken und relativ einfach zu fahren. Also sind wir optimistisch und machen wieder ein Paar Stopps für coole Bilder.

Ich lasse die anderen vorfahren und fliege denen mit der Drohne hinterher, mache einsame Bilder von mir und mache mich schließlich bereit für die erste Flussüberquerung, die ich über die Drohne bei den anderen bereits abgucken konnte. Die Jungs helfen mir über den Bach und es geht weiter. Die trockene Strasse wird wieder seltener und es kommen weitere Schlamm- und Flusspassagen. Mit vereinten Kräften und vielen angsteinflößenden Momenten kommen wir nur langsam vorwärts. Die Strasse ist eine Tortour – durchgehend im ersten Gang und ständig auf der Hut – die Fahrt zerrt an Mensch und Maschine.

Doch irgendwann ist auch die schwerste Etappe vorbei. Wir verlassen endlich die Schotter- und Schlammpiste und spüren erleichtert festen Boden unter den Rädern. Der Belag ist nicht der beste aber wir sind für alles dankbar was einigermaßen Grip bietet und uns endlich schneller als nur 20 km/h fahren lässt. Wir belohnen uns bei einem kurzen Stopp mit einer großen Wassermelone und Alex freundet sich wieder mit hiesigen Hunden an. Für Wassermelone sind sie allerdings nicht so zu begeistern.

Froh die unbefestigte Strasse für heute hinter uns gelassen zu haben suchen wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit und werden ziemlich schnell in einem Gästehaus fündig, für einen irrwitzigen Preis – Abendessen und Frühstück inbegriffen versteht sich, unsere russischen Verhandlungsmeister lassen sich nicht so schnell lumpen.

Dreckig und erschöpft am Ziel.

In Georgien gibt es angeblich eine der gefährlichsten Strassen der Welt – diese werden wir in den kommenden Tagen noch fahren. Diese Route fällt zwar nicht in diese Kategorie, aber vielleicht nur weil sie kaum jemand kennt. Wie auch immer, schwer war sie allemal. Mit unseren vollgepackten, für das Terrain nicht so ganz geeigneten Maschinen war ein Durchkommen oft sehr schwierig. Brenzlige Situationen gab es en masse – viele Stürze, Flussüberquerungen usw. – in der Gruppe konnten wir alles aber sehr gut überstehen, alleine würde ich dort keinen Zentimeter wagen, nicht mit meiner GS.
Leider muss ich feststellen, dass die Aufnahmen nicht annähernd das wiedergeben was wir erlebt haben, aber sie erinnern zumindest die, die dabei waren, an die besonderen, zusammen überstandene Momente.

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1 Kommentar

  1. Lies 25/10/2019

    Hallo dass HABT IHR gut gemacht.

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