Wir waren also in Georgien angekommen. Unsere Kumpels warteten in Gonio, einem Stadtteil von Batumi, schon geduldig auf uns. Bei einem türkischen Kaffee in einer Imbissbude gegenüber der Festung von Gonia überlegten wir wo wir die Nacht verbringen wollen. Sergej, unser Verhandlungsmeister Nummer 1, fand jedoch schnell eine Lösung. Ganz nach dem Motto „fragen kostet nichts“ kannte die Bedienung jemanden der jemanden kennt der sein Haus für Gäste bereit hält. Und so waren wir keine halbe Stunde später in einem großen einfachen Haus untergebracht. Hier konnten wir auch zum ersten Mal die georgische Gastfreundlichkeit vor Ort erleben. Nach einem etwas länger als geplanten Abend ging es dann auch ins Bett, am nächsten Tag stand endlich die erste Etappe in Georgien bevor.
Schwimmen im Meer und auf georgischen Strassen
Am nächsten Morgen ist uns das Wetter leider nicht ganz so gesonnen. Ich wollte unbedingt im Schwarzen Meer schwimmen – es war die einzige Möglichkeit, später würden wir nicht mehr an die georgische Küste kommen. Handtuch suchen und raus … Pavel ist auch gleich mit. Auf dem Weg zum Strand schließt sich uns ein großer, weißer, freundlicher Hund an – anscheinend will er uns bewachen. Er weicht uns nämlich nicht von der Seite und sitzt neben unseren Sachen am Strand, während wir schwimmen. Leider habe ich für ihn nichts dabei.
Das Wasser ist unerwartet warm, aber der Regen wird stärker und die anderen warten sicher schon auf uns. Also schnell zurück, duschen, Motorrad packen, mit den Gastgebern einen Kaffee und das obligatorische Gruppenfoto und auf zum georgischen Frühstück – Atscharuli Chatschapuri, eines von den vielen georgischen Spezialitäten, die noch folgen werden. Es ist ein mit Käse überbackenes Brot mit einem Spiegelei in der Mitte. Angeblich für den kleinen Hunger – mir würde es für den ganzen Tag reichen würde da nicht noch andere Spezialitäten kommen, die man unbedingt probieren muss.
Nach dem ausgiebigen Frühstück und etwas verspätet fahren wir Richtung Mestia. Anfangs ist das Wetter noch OK. Ab und zu kommt sogar die Sonne raus, doch nach dem Mittag kommt ein starker Regen. Eine gefüllte Ewigkeit schwimmen wir förmlich auf der Strasse. Doch am späten Nachmittag ist der Regenguss zum Glück vorbei und wir können ein Paar entspannte Stopps für Aussichten oder für weitere Zubereitungsarten des Chatschapuri einlegen.
Nach der „kleinen“ Stärkung gehts schließlich weiter nach Mestia. Der Weg dorthin fordert auch den ersten Tribut. Alex‘ Kofferstange bricht bei einem der vielen Schlaglöchern und muss notdürftig mit Panzertape geflickt werden (den Rest der gesamten Reise hält sie auf diese Weise durch). Ohne weitere Zwischenfälle kommen wir bei Dämmerung letztendlich in der Kleinstadt an.
Wir versuchen es im zweit nächsten Gästehaus (im ersten haben sie nicht genug Zimmer). An der Wand hinter der Empfangstheke hängt ein unterzeichnetes Bild von Reinhold Messner und wir haben Glück es gibt freie Zimmer. Nach einer kurzen Verhandlungsrunde, diese werden demnächst noch öfter kommen, kann Sergej den Preis um mehr als die Hälfte drücken. Ich verstehe nicht wie die Preise da zustande kommen. Nun ja, gut für uns, wie zufriedenstellend oder wie wirtschaftlich es für den Hotelbetreiber ist sei mal dahin gestellt.
Kurze Erholungspause und wir gehen auf eine Erkundung der historischen Kleinstadt. Inzwischen ist es dunkel, die berühmten Steintürme werden malerisch beleuchtet und aus dem nächsten Restaurant tönt georgische Folklore. Natürlich gehen wir dahin und verbringen einen wundervollen frischen Abend (es ist gefüllt 8°C) bei Bier, georgischem Wein und singenden und tanzenden Männern.
Als wir gehen, unterhalten sich viele gemütlich an der Bar, ein Paar Leute singen. Gerne würde ich dort länger bleiben, doch uns steht am morgigen Tag die nächste Etappe bevor. Wie sich herausstellen wird eine, die es in sich hat …